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Sie können helfen!

Was können Sie für sehbehinderte Menschen tun?

Kaum einem normal sehenden Menschen ist bewusst, dass die menschliche Wahrnehmung zu 80 Prozent über das Auge erfolgt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Behinderungen ist eine Sehbehinderung auf den ersten Blick für Außenstehende nur schwer erkennbar.

Das wohl größte Problem für sehbehinderte Menschen ist das Überqueren von Straßen, selbst wenn dort eine Ampel vorhanden ist. Die Signalleiste ist mindestens eine Straßenbreite entfernt und zudem noch deutlich über Kopfhöhe angebracht. Die Ampel ist also schwer oder gar nicht zu erkennen. Darauf zu hoffen, dass voll sehende Menschen nur bei „Grün“ die Straßen überqueren, und einfach mitzulaufen, ist sehr oft lebensgefährlich.

Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie an einer Ampel einmal von einem vermeintlich sehenden Passanten gefragt werden, ob „Grün“ ist. Dieser Passant sieht das Ampellicht nicht und freut sich sehr über Ihre Hilfe.

Entsprechendes gilt bei der Benutzung von Straßenbahnen oder Bussen: In der Regel sind die Fahrpläne in sehr kleiner Schrift geschrieben und außerdem in den Schaukästen zu weit hinter der Glasscheibe befestigt. Da kann auch eine Lupe nicht mehr weiterhelfen. Die Beschriftungen mit Fahrtziel oder Liniennummer an Straßenbahnen oder Bussen sind für viele sehbehinderte Menschen nicht lesbar. Sie sind häufig zu klein, der Kontrast zwischen Untergrund und Schriftfarbe ist zu gering und außerdem sind sie nicht blendfrei gestaltet. Dies ist besonders an Haltestellen schwierig, an denen mehrere Linien abfahren. In vielen Fahrzeugen gibt es weder Haltestellenanzeigen noch Stationsansagen. Sind sie doch vorhanden, ist die Schrift oftmals zu klein, kontrastarm und nicht blendfrei gestaltet. Die Ansagen erfolgen in vielen Fällen nur sporadisch oder sind schlecht verständlich.

Wenn Glastüren in öffentlichen Gebäuden nicht markiert sind, können sehbehinderte Menschen sie nicht erkennen, und sie werden schnell zur Unfallgefahr. Abhilfe schafft z. B. ein deutlich sichtbarer farbiger Streifen in Augenhöhe, wie er in vielen öffentlichen Gebäuden bereits zu finden ist. Auch kontrastierende Streifen auf den Treppenkanten der ersten und letzten Stufe sind für sehbehinderte Menschen eine große Hilfe.

Sehbehinderten Menschen ist je nach Art und Ausmaß der Sehbehinderung ein direkter Blickkontakt nicht oder nur eingeschränkt möglich. Das kann arrogant und unfreundlich wirken, ist aber keinesfalls so gemeint. Bitte haben Sie dafür Verständnis.

Günstig für sehbehinderte Menschen sind generell eine gleichmäßige und blendfreie Beleuchtung und große farbliche Kontraste.

Bei gedruckten Texten wie z.B. in Speisekarten empfiehlt sich eine serifenlose Schrift wie "Arial", "Helvetica" oder "Verdana" und eine Schriftgröße von mindestens 12 Punkt.

 

Richtiger Umgang mit blinden Menschen

Vielleicht möchten Sie einem blinden Menschen, dem Sie auf der Straße begegnen, gern helfen, trauen sich aber nicht, ihn anzusprechen, weil Sie nicht wissen, wie Sie richtig helfen sollen.


Hier ein paar Tipps für Sie:

  • Bevor Sie helfen, sprechen Sie den blinden Menschen bitte erst an und fragen ihn, ob er Hilfe braucht. Wenn Ihre Frage verneint wird, zögern Sie in einer anderen Situation trotzdem nicht, den Betreffenden wieder anzusprechen, evtl. ist ja die Lage für ihn dann gerade schwieriger und er freut sich über Ihr Hilfsangebot.

  • Schieben Sie einen blinden Menschen beim Führen niemals vor sich her; damit würde ihm das Gefühl der Sicherheit genommen. Bieten Sie stattdessen immer Ihren Arm an. Wenn Sie Arm in Arm gehen, erübrigt es sich zu sagen: „Nun gehen wir nach links oder nach rechts." Der blinde Mensch spürt die Bewegung und folgt automatisch. Beim Gehen durch eine Türe oder eine enge Stelle geht der Führende immer voraus.

  • Bei Treppen ist es auf keinen Fall nötig, dass Sie vorher die Stufen abzählen, um dem blinden Menschen deren Anzahl mitzuteilen. In der Eile kann man sich doch leicht irren. Verlieren Sie keine Zeit mit dem Zählen der Stufen, sondern machen lieber auf die erste und letzte Stufe aufmerksam.

  • Wenn Sie einem blinden Menschen beim Einsteigen in den Bus, die Straßenbahn oder den Zug helfen möchten, genügt es, wenn Sie ihn bis zur (Wagen)tür geleiten und ihm die Griffstange zeigen, indem Sie seine Hand darauf legen. Fürs Aussteigen gilt das Gleiche.

  • Beim Einsteigen in ein Auto führen sie den blinden Menschen vor die geöffnete Wagentür und legen seine Hand zur Orientierung an deren Oberkante. Sprechen Sie miteinander ab, wer die Tür schließt, um Gefahren zu vermeiden.

  • Wenn Sie von einem blinden Menschen nach dem Weg gefragt werden, genügt es nicht, dass Sie sagen: "Sie müssen in diese Richtung gehen" und mit dem Arm in die betreffende Richtung zeigen. Sagen Sie stattdessen z.B.: "Sie müssen sich um 90 Grad drehen und dann geradeaus gehen.".

  • Wenn Sie einem Ihnen bekannten blinden Menschen begegnen, erwarten Sie bitte nicht, dass er Sie immer gleich an Ihrer Stimme wieder erkennt. Im Allgemeinen haben blinde Menschen ein gutes Stimmengedächtnis, aber von ihnen zu erwarten, dass sie eine Stimme wiedererkennen, die sie nicht oft gehört haben, und dies zu einem Zeitpunkt, wo sie sich auf andere Wahrnehmungen konzentrieren müssen, ist zu viel verlangt. Sagen Sie dem Betreffenden lieber gleich bei der Begrüßung, wer Sie sind.

  • Um einem blinden Menschen z.B. im Wartezimmer beim Arzt oder im Bus einen Sitzplatz zu zeigen, genügt es völlig, dass Sie die Hand des blinden Menschen auf die Rückenlehne legen. Alles andere findet der blinde Mensch dann selbst.

  • Wenn Sie einem blinden Menschen im Restaurant die Jacke abnehmen, sagen Sie ihm, wo Sie diese hingehängt haben, z.B. am 3. Haken von links. Manchmal kennt der Betreffende die Farbe der Jacke selbst nicht, sodass das Wiederfinden sonst schwierig wird.

  • Geben Sie Ihrem blinden Partner im Restaurant, bei einer Geburtstagsfeier, einem Theaterbesuch oder ähnlichen Gelegenheiten immer zu verstehen, wann Sie ihn verlassen und machen Sie sich auch bemerkbar, wenn Sie zurückkommen. Wenn Sie das unterlassen, kann es vorkommen, dass Ihr Partner entweder mit einem leeren Stuhl spricht oder dass er stillschweigend dasitzt, in der Annahme, dass Sie noch nicht zurück sind.

  • Wenn ein blinder Mensch Sie bittet, ein WC aufzusuchen, sollten Sie keine Hemmungen haben und immer daran denken, wie peinlich ihm das selbst sein muss.

  • Vor dem Benutzen des WCs kontrollieren Sie, ob es sauber ist. Zeigen Sie, wo sich Papier und Spülung befinden.

  • Haben Sie Zeit, draußen auf die blinde Person zu warten, zeigen Sie ihr auch das Waschbecken, die Seife, das Handtuch oder den Handtrockner. Gegebenenfalls zögern Sie nicht, ihr zu sagen: „Das Handtuch ist sehr schmutzig. Es wäre besser, das eigene Taschentuch zu benutzen."

  • Sagen Sie niemals „Dort ist ein Sessel" oder „Auf dem Tisch dort hinten", indem Sie in die betreffende Richtung weisen. Sagen Sie lieber: „Vor Ihnen steht ein Sessel", „Ein kleiner Tisch befindet sich einen Meter hinter Ihnen". Bei Tisch können Sie beispielsweise sagen: „Ihr Glas steht links vor Ihnen". Sie können den fraglichen Gegenstand auch leicht berühren, sodass der blinde Mensch ihn nach dem Klang finden kann. Wenn Sie ihm ein Glas Wasser in die Hand geben, sagen Sie ihm aber auch, wo er es hinstellen kann, z. B.: „Links neben Ihrem Sessel steht ein kleiner Tisch."

  • Wenn ein blinder Kunde mit seiner Begleitung in Ihren Laden kommt und bei Ihnen etwas kaufen möchte, sprechen Sie bitte immer mit dem blinden Menschen selbst, niemals nur mit seiner Begleitung. Gleiches gilt natürlich auch für andere Gelegenheiten z.B. bei Ärzten, Banken oder Behörden.

  • Nennt die blinde Person beim Bezahlen den Wert der Banknote nicht, die sie Ihnen übergibt, dann sagen Sie selbst: „Es sind 100 Euro, die Sie mir gegeben haben." Gewöhnlich wissen blinde Menschen sehr genau, welche Banknote sie geben, aber ein Irrtum ist nicht ganz ausgeschlossen, und man soll Unliebsamkeiten möglichst vermeiden. Es ist auch empfehlenswert, beim Zahlen oder Geldwechseln das Geld in die Hand der blinden Menschen zu zählen, womit ihnen das Zusammensuchen, vor allem des Kleingeldes, erspart wird.

  • Wenn ein blinder Mensch Sie darum bittet, ihm einen Brief vorzulesen, lesen Sie diesen bitte niemals für sich allein, um nachher zu sagen: „Der ist von dem oder der, die das oder jenes schreibt" oder „Das ist nur Reklame", ohne zu sagen, um welche Werbung es sich handelt. Eigene Kommentare oder Zwischenbemerkungen mit Bezug auf den Inhalt oder den Absender sollten Sie lieber unterlassen, außer Sie werden darum gebeten. Denken Sie immer daran, dass Sie nur stellvertretend für den blinden oder hochgradig sehbehinderten Menschen lesen.

  • Es ist nicht wesentlich, was Ihnen selbst als interessant, wichtig und amüsant erscheint. Lesen Sie einfach alle Überschriften, und Ihr blinder Freund wird Ihnen sicher sagen, was er gern hören möchte. Das gilt beim Vorlesen im Allgemeinen, aber ganz besonders, wenn es sich um Zeitungen und Zeitschriften handelt.

  • Legen Sie in der Wohnung oder im Büro eines blinden Menschen alles immer dorthin zurück, von wo Sie es weggenommen haben. Fragen Sie die blinde Person oder lassen von dieser selbst den Gegenstand an seinen Platz zurücklegen. Das ist von großer Wichtigkeit, vor allem für blinde Menschen, die allein wohnen, reisen oder berufstätig sind.

  • Achten Sie beim Zusammensein mit blinden Menschen immer darauf, dass Haus- und Zimmertüren entweder ganz offen oder geschlossen sind. Halb geschlossene Türen können für blinde Menschen zu einem gefährlichen Hindernis werden.

  • Schranktüren müssen immer ganz geschlossen sein. Lassen Sie keine Kübel, Besen, Mülleimer usw. in der Umgebung herumstehen, wo blinde Personen regelmäßig vorbeikommen.