Traditionsreiche Firmen sind insolvent
Gleich zwei Firmen haben ihren Betrieb eingestellt: So wurde die Metec AG bis Mitte März abgewickelt. Das Unternehmen dürfte nur wenigen bekannt sein, da kaum Produkte für den Endkunden hergestellt wurden. Jahrzehntelang wurden in Stuttgart in präziser Handarbeit Braillemodule produziert, die dann in Blöcken zu je 8 Zeichen an diverse Hersteller von Braillezeilen verkauft worden sind. So fanden die Metec-Bauteile den Weg auf viele Schreibtische der blinden Menschen. Vor allem Papenmeier und Visiobraille nutzten die schwäbischen Metec-Module in ihren Geräten.
Papenmeier arbeitet nun an einem Ersatz dieses wichtigen Herzstücks seiner Produkte, Sightviews wird im Rahmen der Sightcity-Berichte darauf eingehen.
Visiobraille ist Ende März ebenfalls in die Insolvenz gegangen. Das Unternehmen war seit den 90er Jahren unter dem Namen PTS Jena Bestandteil der früheren Baum Retec AG. Die meisten der Baum-Produkte wurden in Jena produziert. Nach der Auflösung von Baum formierte man sich 2019 neu und übernahm die erfolgreichsten Produkte aus dem ehemaligen Portfolio. Darunter befanden sich vor allem die Braillezeile Vario Ultra und die klappbaren Bildschirmlesegeräte Visiobook und Visiodesk. 2022 brachte das Unternehmen die Braillezeile mit dem wohl geringsten Volumen auf den Markt - die Vario 440 war nur 6 cm tief und 1,7 cm hoch. Mit der Insolvenz von Visiobraille dürfte es nun auch schwieriger sein, Ersatzteile und Wartung für den seit 2018 nicht mehr hergestellten Pronto der ehemaligen Firma Baum zu erhalten.
Schriftlich melde ich mich voraussichtlich wieder im September mit einem Rückblick auf die Sightcity – verpassen Sie bis dahin nicht die Berichterstattung im Podcast oder alternativ auf Daisy-CD des BIT-Zentrums.
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Sommer.
Christian Stahlberg
Referent für elektronische Hilfsmittel für blinde Menschen